ProjektePublikationenBiografieInteraktionLinks
Impressum
 
... im sozialen RaumBildKunstKonzepteFotos
   

Vermeer VI
(TiananmenMan)
2018

 
Vermeer VI (TiananmenMan)

Walter Stach

DE EN

 

Lucien Scherrer
Bilder, die niemand sehen soll – ein chinesischer Wissenschafter schmuggelt Fotos des Tiananmen- Massakers in die Schweiz. Heute ist er verschollen
Neue Zürcher Zeitung
27.10.2022

 

Karin Hofer / NZZ
Karin Hofer / NZZ

Zerstörte Busse, rauchende Trümmer und Leichen auf den Strassen: All das hat ein chinesischer Wissenschafter 1989 in Peking fotografiert, unter Lebensgefahr. Die Bilder sind auf abenteuerliche Weise in die Schweiz gelangt und werden hier erstmals publiziert. Dem Fotografen droht in China bis heute die Verhaftung – sofern er noch lebt.

Am 23. Juni 1989 trifft in der ETH Zürich eine Fax-Nachricht aus Peking ein, auf die Heinrich Becher bange gewartet hat. „Lieber Doktor Becher“, so schreibt ihm sein chinesischer Kollege Zhao Xiangji, „vielen Dank für Ihre nette Anteilnahme. Meine Familie und Ihre Bekannten an der Universität haben die Pekinger Ereignisse gut überstanden, es ist niemand verletzt worden. Die Stadt ist im kompletten Chaos versunken, das gesellschaftliche Leben wurde massiv gestört. Jetzt kehrt Normalität ein.“

Becher ist erleichtert. Die Bilder der „Pekinger Ereignisse“, von denen Zhao verklausuliert spricht, haben wenige Tage zuvor die Weltöffentlichkeit schockiert. Hunderte, vielleicht gar Tausende Studenten, Arbeiter und Jugendliche sind am 4. Juni 1989 in Peking und anderen Städten von der Armee getötet worden, erschossen, erschlagen, mit Bajonetten erstochen und von Panzern zermalmt. Was Becher damals noch nicht weiss: Sein chinesischer Kollege, mit dem er sonst Höflichkeiten und Forschungsergebnisse austauscht, war bei den Protesten auf dem Tiananmen-Platz dabei. Und er hat das Grauen dokumentiert.

Als Volksfeind verhaftet und ins Lager gesteckt

Jetzt, 33 Jahre später, sind die politischen Verantwortlichen des Massakers mächtiger denn je – oder besser gesagt: ihre geistigen Erben. An ihrem 20. nationalen Kongress hat die Kommunistische Partei Chinas unter der Führung von Xi Jinping soeben ihre „Errungenschaften“ gefeiert und sich als Retterin des chinesischen Volkes inszeniert; bewundert von westlichen Politikern und Unternehmern, die trotz allen Kriegsdrohungen und Repressalien nicht wahrhaben wollen, mit wem sie es zu tun haben. Das ist auch der Grund, weshalb sich Heinrich Becher entschlossen hat, die Bilder der NZZ anzuvertrauen – wo sie nun erstmals veröffentlicht werden.

Szenen am Tag nach dem Militäreinsatz am 4. Juni: Passanten und Demonstranten auf ausgebrannten Panzern, zerstörte Lastwagen und Leichen von Opfern. ZVG

Szenen am Tag nach dem Militäreinsatz am 4. Juni: Passanten und Demonstranten auf ausgebrannten Panzern, zerstörte Lastwagen und Leichen von Opfern. ZVG
Szenen am Tag nach dem Militäreinsatz
am 4. Juni: Passanten und Demonstranten
auf ausgebrannten Panzern, zerstörte Lastwagen
und Leichen von Opfern. ZVG

„Die Weltöffentlichkeit soll wissen, wie brutal dieses Regime ist und welche Gefahr von ihm ausgeht“, sagt Becher. „Seine Politik basiert auf Lügen und Gewalt.“ Becher ist ein freundlicher älterer Mann, der in Wirklichkeit – wie auch Zhao Xiangji – anders heisst. Um seinen Kollegen zu schützen, muss Becher in diesem Artikel anonym bleiben. Seine frühere Tätigkeit bei der ETH darf nicht genauer beschrieben werden, ebenso geografische Orte und Jahreszahlen, die Rückschlüsse auf Zhao Xiangjis Identität erlauben. Denn Xi Jinpings Regime geht mit allen Mitteln gegen Zeugen und Kritiker vor, die die Propaganda, die Geschichtsklitterungen und damit den Allmachtsanspruch der Kommunistischen Partei infrage stellen.

Da das chinesische Regime selbst Angehörige von Dissidenten verfolgt – sie können mittels Überwachungskameras und Irisanalysen identifiziert werden –, ist das Schicksal von Bechers Kollege Zhao Xiangji hier nur in groben Zügen wiedergegeben. Geboren in den 1950er Jahren, wird er während Mao Zedongs „Kulturrevolution“ als „Volksfeind“ verhaftet. Wegen seiner bürgerlichen Herkunft muss er in einem Lager und einer Fabrik Zwangsarbeit leisten. Im Vergleich zu anderen, die mit Tafeln um den Hals durch die Strassen geführt oder zu Tode geprügelt werden, kommt er glimpflich davon. Nach seiner Entlassung aus dem Umerziehungslager kann Zhao Xiangji studieren und später als Forscher arbeiten.

Der „Tank Man“ und der getötete Fotograf

Wie viele andere Chinesen hofft er in den 1980er Jahren auf einen politischen Wandel. Schliesslich propagiert die Regierung von Deng Xiaoping damals eine Politik der wirtschaftlichen und kulturellen Öffnung und des wissenschaftlichen Austauschs. So lernt er bei einem Forschungsaufenthalt in der Schweiz Heinrich Becher kennen. Dieser arbeitet als ETH-Forscher regelmässig mit chinesischen Wissenschaftern zusammen. Zhao Xiangji fällt ihm nicht nur wegen seiner Kompetenz, sondern auch wegen seines Freiheitsdrangs und seines Wissensdursts auf. „Er wollte ein freies Leben, für sich und seine Familie. In der Bibliothek hat er viel gelesen, und er war schockiert darüber, was den Chinesen von den staatlichen Zensoren alles verschwiegen wird.“

Welche Rolle Zhao Xiangji 1989 in der prodemokratischen Bewegung spielt, lässt sich nicht sagen. Sicher ist, dass er mit einer Kamera unterwegs ist, als in Peking die Panzer rollen. Denn von Demokratie und Glasnost wollen Deng Xiaoping und seine Paladine nichts wissen, obwohl sie am 15. Mai Michail Gorbatschow empfangen. Stattdessen schiessen und prügeln die Soldaten der Volksbefreiungsarmee auf alle ein, die ihren Weg kreuzen – Studenten, die die „Internationale“ singen, Velorikschafahrer, die Verletzte in Sicherheit bringen wollen, Passanten und Journalisten mit Kameras. Ein 19-Jähriger, der die anrückenden Truppen fotografiert, wird per Kopfschuss getötet.

In den Augen der allmächtigen Partei zetteln sie eine konterrevolutionäre Rebellion an: Protestierende auf dem Platz des Himmlischen Friedens, aufgenommen vor dem Massaker vom 4. Juni. ZVG

In den Augen der allmächtigen Partei zetteln sie eine konterrevolutionäre Rebellion an: Protestierende auf dem Platz des Himmlischen Friedens, aufgenommen vor dem Massaker vom 4. Juni. ZVG

In den Augen der allmächtigen Partei zetteln sie eine konterrevolutionäre Rebellion an: Protestierende auf dem Platz des Himmlischen Friedens, aufgenommen vor dem Massaker vom 4. Juni. ZVG
In den Augen der allmächtigen Partei zetteln sie
eine konterrevolutionäre Rebellion an:
Protestierende auf dem Platz des Himmlischen
Friedens, aufgenommen vor dem Massaker
vom 4. Juni. ZVG

Zhao Xiangjis Bilder müssen vor und nach dem Massaker entstanden sein. Sie zeigen etwas ratlos wirkende Demonstranten auf dem Platz des Himmlischen Friedens, Bürger auf ausgebrannten Panzern, rauchende Trümmer und Leichen auf einem Betonboden, vielleicht in einem Spital oder in einer Turnhalle. Es sind hastig aufgenommene Fotos, die nichts Ikonisches haben wie der bis heute unbekannte „Tank Man“, der sich einem Panzer entgegenstellt und vom amerikanischen Reporter Jeff Widener zufällig fotografiert wird. Sie zeigen hingegen die Hoffnungslosigkeit der Protestierenden und die Brutalität ihrer Unterdrücker umso drastischer.

In der Propagandasprache war das Massaker „angemessen»

Den Film in Peking entwickeln zu lassen, wäre für Zhao Xiangji lebensgefährlich gewesen. Deshalb schmuggelt er ihn Anfang der 1990er Jahre in die Schweiz. „Bei der Ausreise haben ihn die chinesischen Zöllner kontrolliert, aber da die Filmrolle in einem Buchrücken versteckt war, haben sie sie nicht gefunden“, erzählt Heinrich Becher. Damals ist der Professor gar nicht begeistert von der Aktion seines Kollegen, verspricht ihm aber, die in einem Zürcher Fotogeschäft entwickelten Bilder an einem sicheren Ort aufzubewahren. So liegen sie jahrzehntelang in einem Familienalbum, das Becher nur engsten Freunden zeigt. Von wem sie sind, verrät er niemandem.

Während die Bilder unbeachtet in einer Schweizer Wohnung liegen, steigt China zur Weltmacht auf, die alle Verbrechen der Vergangenheit zu tilgen versucht. Mao Zedong, der die Volksrepublik China gründete und Millionen Menschen verhungern und ermorden liess, hat gemäss chinesischer Propaganda exakt 70 Prozent Gutes geleistet, neben einigen „Fehlern“. Die Hungersnot von 1959 bis 1961, die Mao mit einer abenteuerlichen „Industriepolitik“ verursachte und die 20 bis 40 Millionen Menschen das Leben kostete, gilt in der offiziellen Sprachregelung als „dreijährige Schwierigkeitsperiode“.

Das Massaker vom Tiananmen-Platz ist in der Propagandasprache ein „Ereignis“, ein „Zwischenfall“, eine „antirevolutionäre Rebellion“, auf die die Partei „angemessen“ reagiert habe. Wie viele Tote es gab, ist bis heute ein Staatsgeheimnis, Suchanfragen und Bilder werden im staatlich kontrollierten Internet unterdrückt. Selbst wer in China am 4. Juni das Wort „heute“ in eine Suchmaschine eingibt, macht sich verdächtig. Der prominente und populäre Militärarzt Jiang Yanyong, der 2003 eine Vertuschung der Sars-Seuche verhindert, wird 2004 verhaftet, weil er von der chinesischen Regierung eine Neubeurteilung des 4. Juni fordert.

Diktator Xi Jinping fordert „wahre“ Berichte über China

Die Säuberungsaktionen der Partei sind derart effizient, dass die ehemalige BBC-Reporterin Louisa Lim 2015 ein Buch mit dem Titel „The People’s Republic of Amnesia“ (Volksrepublik des Vergessens) veröffentlicht hat. Gemäss ihren Recherchen sind im heutigen China nur 15 von 100 Studenten in der Lage, Fotos des „Tank Man“ richtig einzuordnen. Ausserhalb von China tauchen dagegen immer wieder Fotos auf, die den Zynismus der kommunistischen Propaganda entlarven.

Die Partei behauptet heute unter anderem, sie habe das Denken des chinesischen Volkes „befreit“ und eine „neudemokratische Revolution“ vollbracht, obwohl sie Tausende Uiguren und politische Gegner in Lagern vegetieren lässt. Wer die Mächtigen stört, wird verhaftet, wie der sogenannte „Bridge Man“, der während des Parteikongresses mit Plakaten gegen Xi Jinping protestiert hat.

Heinrich Becher ist seit Jahren in grösster Sorge um seinen Freund Zhao Xiangji. Letztmals gesehen hat er ihn Ende der 1990er Jahre, auf einer Reise nach China. Später hört er Gerüchte, wonach Zhao Xiangji erneut verhaftet worden sei: Man habe ihn in ein Lager deportiert, kurz freigelassen und wieder eingesperrt. Eine Taktik, die diktatorische Regime gerne anwenden, um die Bevölkerung wissen zu lassen, was ihr bei missliebigem Verhalten droht. Freunde und Bekannte, die Becher in China nach Zhao Xiangji fragt, antworten ausweichend, sind plötzlich unpässlich oder lassen sich verleugnen. Andere behaupten, er sei ausgewandert, aber Bechers Nachforschungen in Nordeuropa und Amerika bleiben ergebnislos.

Die Propaganda des chinesischen Regimes ist dagegen auf der ganzen Welt zu hören. „Wir werden den Sturm immer mit unseren Bürgern durchstehen und mit ihnen im Herzen verbunden bleiben“, erklärte der für eine dritte Amtszeit gewählte Generalsekretär Xi Jinping letzte Woche am Kongress der Kommunistischen Partei, „wir werden uns ihre Prioritäten zu eigen machen und nach ihren Wünschen handeln, und wir werden weiter hart daran arbeiten, ihr Streben nach einem besseren Leben umzusetzen.“ Die Medien lud er ein, „unvoreingenommene“ und „wahrheitsgetreue“ Geschichten über China und die Kommunistische Partei zu verbreiten.

Ob Zhao Xiangji noch lebt, ist unklar. Fax-Nachrichten und Mails aus Peking erhält Heinrich Becher schon lange keine mehr.

https://www.nzz.ch/feuilleton/tiananmen-massaker-bisher-unveroeffentlichte-fotos-aufgetaucht-ld.1705909
Aufruf: 06.04.2023

download.pdf

red, ORF.at/Agenturen
Fotograf des „Tank Man“ auf Tiananmen-Platz tot
ORF.at
14.09.2019

 

Mit seinem berühmten „Tank Man“-Foto dokumentierte er die Niederschlagung der Proteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz: Der Fotograf Charlie Cole, der im Juni 1989 den Moment festhielt, als sich ein Mann einem Konvoi von Panzern entgegenstellte, ist im Alter von 64 Jahren in seiner Wahlheimat Indonesien gestorben, wie das US-Außenministerium heute mitteilte.

Cole, der aus Texas stammte, lebte seit einiger Zeit auf der Ferieninsel Bali. Für sein Foto hatte er 1990 den World Press Photo Award gewonnen. Die chinesische Armee war in der Nacht zum 4. Juni 1989 mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die auf dem Tiananmen-Platz für mehr Demokratie demonstrierten. Hunderte, nach einigen Schätzungen sogar mehr als tausend Menschen wurden getötet.

Coles berühmtes Foto zeigt einen Mann, der sich am 5. Juni 1989 den Panzern auf dem Tiananmen-Platz entgegenstellt. Mehrfach versucht der erste Panzer, um ihn herumzufahren, doch jedes Mal stellt der Mann sich ihm erneut in den Weg. Er steigt auf den Panzer, versucht, mit der Besatzung zu sprechen, springt wieder ab, stellt sich erneut dem rasch anfahrenden Panzer entgegen. Schließlich wird er von zwei Männern weggezogen. Seine Identität und sein weiteres Schicksal sind bis heute unbekannt.

Auch andere Fotografen hielten die Szene auf dem Tiananmen-Platz damals fest. Der AP-Fotografen Jeff Widener erhielt für seine Aufnahme den Pulitzerpreis.

https://orf.at/stories/3137140/
Aufruf: 09.10.2019

Brian Dunleavy
Who Was the Tank Man of Tiananmen Square?
HISTORY
01.06.2018

 

A Beijing demonstrator blocks the path of a tank convoy along the Avenue of Eternal Peace near Tiananmen Square during protests for freedom of speech and of press from the Chinese government. (Credit: Bettmann Archive/Getty Images)
A Beijing demonstrator blocks the path of a tank
convoy along the Avenue of Eternal Peace near
Tiananmen Square during protests for freedom
of speech and of press from the Chinese
government.
(Credit: Bettmann Archive/Getty Images)

After Chinese officials – alarmed at the June 1989 pro-democracy demonstrations in Beijing’s Tiananmen Square – ordered soldiers and police to shoot and kill student protesters, one solitary man stood out from the crowd.

Historian and journalist T.D. Allman, who witnessed the uprising from the balcony of a Beijing hotel room, has described him as the "true exemplar" of the Chinese protesters’ heroism.

Time magazine has referred to him as the "Unknown Rebel," and included him in its list of the 100 most important people of the 20th century.

But the identity of the lone, brave protester – captured on film and in countless photos giving a defiant "stop" sign to a phalanx of Chinese tanks rumbling into Tiananmen Square – remains shrouded in mystery.

To most, he is known simply as "Tank Man," a nickname given him by the British tabloids. His gesture has since become an enduring symbol of the bloody uprising in Beijing.

His defiance slowed the government crackdown on Tiananmen Square protesters.

As documented by film taken at the time, Tank Man – wearing a simple white shirt, dark pants and carrying two shopping bags – initially halted the tanks by displaying the palm of his right hand in what is universally recognized as the signal for "stop."

The tanks did indeed stop, and Tank Man was seen climbing up the front of the lead tank, and standing on it for several moments, during which time he spoke with a crew member. Though the tanks attempted to maneuver around Tank Man, he repeatedly moved to block their path.

Soon, two men – possibly government officials – forcibly removed Tank Man from his position and carried him off, after which the tanks proceeded on their way.

Tank Man has never been positively identified.

In the aftermath of the incident, the protester received worldwide acclaim; however, his identity has still not been confirmed.

The Sunday Express, a British publication, reported that summer that his name was Wang Weilin, a 19-year-old student arrested for “political hooliganism.” Varying reports suggested the student was either imprisoned or executed.

Chinese officials have refused to confirm his name or whereabouts in response to numerous queries from Western journalists in the years since the incident. In fact, they claim they were unable to locate him.

It could be argued, though, that Tank Man’s name doesn’t matter as much as his act – all images of which are still banned by China’s repressive Communist regime.

https://www.history.com/news/who-was-the-tank-man-of-tiananmen-square
Aufruf: 01.09.2018

Wikipedia
Tank Man
Status 31.12.2017

 

Tank Man und Unknown Rebel sind die Bezeichnungen für einen nicht identifizierten Mann, der internationale Bekanntheit erlangte, indem er sich während des Massakers am Platz des himmlischen Friedens (Tian’anmen-Platz) vor einen Konvoi von Panzern stellte und ihr Vorrücken blockierte, wobei er in jeder Hand eine Einkaufstüte trug. Diese Szene zivilen Ungehorsams wurde von zahlreichen Fotografen und Fernsehteams festgehalten. Verschiedene Aufnahmen der Szene wurden von etlichen Zeitungen und Fernsehsendern verwendet.

Im April 1998 nahm das Time Magazine den Tank Man in die Liste der 100 einflussreichsten Personen des Jahrhunderts auf.

Hintergrund

Der Vorfall ereignete sich am 5. Juni 1989 in der Nähe des Tian’anmen-Platzes auf der Chang’an Avenue, die zwischen dem Platz und der Verbotenen Stadt entlang führt. Am Tag zuvor waren die Demonstrationen am Tian’anmen-Platz gewaltsam niedergeschlagen worden. Der Mann stand allein auf der Fahrbahn, als sich die Panzer des Typs 59 näherten. Er hielt in jeder Hand eine Einkaufstüte. Als die Panzer vor ihm auffuhren, versuchte er, sie aufzuhalten. Der erste Panzer versuchte daraufhin, an ihm vorbeizufahren. Der Mann stellte sich ihm abermals in den Weg.[1] Er stieg auf den ersten Panzer und begann, mit dem Fahrer zu diskutieren. Nachdem der Mann vom Panzer herunterstieg, startete der Fahrer seinen Motor und wollte den Panzer wieder in Bewegung setzen. Der Mann blockierte die Weiterfahrt sofort erneut. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, dass der Mann innerhalb weniger Minuten von vier Personen weggezogen wurde und in der Menge verschwand. Es ist umstritten, ob es sich bei den vier Personen um Passanten handelte, die ihn retten wollten, oder Sicherheitsbeamte, die den Mann in Gewahrsam nahmen. Die Panzer rückten daraufhin weiter vor.[1]

Verschiedene Aufnahmen

Ein Foto wurde von Jeff Widener, der für die Associated Press tätig war, vom sechsten Stock des Beijing Hotels, das sich ca. 800 Meter vom Ort des Ereignisses entfernt befindet, mit einem 800-Millimeter-Objektiv aufgenommen.[2]

Stuart Franklin von Magnum Photos nahm kurz vorher ein Foto auf, auf dem infolge seines größeren Blickfeldes mehr Panzer zu sehen sind.[3] Charlie Cole von Newsweek gewann für seine Aufnahme einen World Press Photo Award.[4] Das Bild wurde in die vom Time Magazine zusammengestellte Liste der 100 Fotografien, die die Welt veränderten, aufgenommen. Ein weiteres Foto wurde von dem Fotografen Arthur Tsang aufgenommen, der für Reuters arbeitete.

Filme wurden von Fernsehteams der BBC und CNN aufgenommen.[5]

Am 20. Jahrestag, dem 5. Juni 2009 wurde ein bis dahin unbekanntes Bild veröffentlicht. Es zeigt den Tank Man, wie er auf die ankommenden Panzer wartet und der erste noch in einiger Entfernung ist. Dies ist das einzige Foto, welches Terril Jones von Associated Press machte, bevor er wie andere Passanten wegen Schüssen aus Richtung der Panzer in Deckung ging. Den Tank Man bemerkte er erst nach Durchsicht der Negative, veröffentlichte das Bild aber aus Respekt vor den ikonenhaften Fotos erst 20 Jahre später.[6]

Spekulationen um die Identität

Zur Identität des Tank Man liegen keine gesicherten Angaben vor. Kurz nach dem Vorfall berichtete die britische Boulevardzeitung Sunday Express, dass es sich um den 19-Jährigen Studenten Wang Weilin (chinesisch 王维林) gehandelt habe. Die Information ist nicht belegt.

Über die Geschehnisse nach dem Vorfall liegen widersprüchliche Informationen vor. 1999 gab Bruce Herschensohn, vormals Berater des US-Präsidenten Richard Nixon, in einer Rede vor dem President’s Club an, dass der Tank Man zwei Wochen nach dem Vorfall hingerichtet worden sei, andere Quellen sprechen davon, dass er nach einigen Monaten von einem Hinrichtungskommando exekutiert worden sei.[1] Der Journalist Charlie Cole, der den Vorfall beobachtete, glaubte, dass der Mann von der Polizei verhaftet wurde und möglicherweise hingerichtet worden sei, da die chinesische Regierung ihn nach dem Vorfall nicht zeigte.[5] Die Journalistin Jan Wong war als Augenzeugin ebenfalls vor Ort. Sie ist überzeugt, dass es sich bei den vier Personen, die den Tank Man beiseite drängten, um Passanten handelte. In ihrem Buch Red China Blues: My Long March from Mao to Now schrieb Wong später, dass der Tank Man in China untergetaucht sei.

Die chinesische Regierung machte über den Vorfall und die Beteiligten wenige Angaben. 1990 antwortete der damalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, Jiang Zemin, dass er glaube, dass der Tank Man nicht hingerichtet worden sei.[7]

[...]

Einzelnachweise

[1] a b c Pico Iyer: The Unknown Rebel. In: Time Magazine. 13. April 1998, abgerufen am 6. Juli 2014.
[2] Gabriel Dominguez: Widener: ‚Das Tank Man-Foto hat mein Leben verändert‘. In: dw.de. 30. Mai 2014, abgerufen am 6. Juli 2014.
[3] Leo Benedictus: Photographer Stuart Franklin’s best shot. In: The Guardian. 14. Mai 2009, abgerufen am 6. Juli 2014 (Mit einem Foto).
[4] 1989, Charlie Cole, World Press Photo of the Year. Abgerufen am 2. August 2016.
[5] a b Picture power: Tiananmen stand-off. In: BBC News. 7. Oktober 2005, abgerufen am 6. Juli 2014.
[6] Peter Blunschi: Eine neue Sicht auf den „Panzermann“. In: 20 Minuten Online. 5. Juni 2009, abgerufen am 6. Juli 2014.
[7] The Tank Man transcript. In: Frontline. PBS, 11. April 2006, abgerufen am 6. Juli 2014.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tank_Man
Aufruf: 01.09.2018

 

CNN Youtube Channel
1989: Man vs. Chinese tank
Tiananmen square
03.06.2013

 

A CNN crew covering the June 5, 1989, protests in Beijing recorded a man stopping a Chinese tank in Tiananmen Square.

A CNN crew covering the June 5, 1989, protests in Beijing recorded a man stopping a Chinese tank in Tiananmen Square.

https://www.youtube.com/watch?v=YeFzeNAHEhU
Aufruf: 09.02.2019

 
    up