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Vermeer V
(Thich Quang Duc)
2009

 
Vermeer V (Thich Quang Duc)

Walter Stach

DE EN

 

Malcolm W. Browne
The Associated Press

1963

 

Protest (Malcolm W. Browne, USA)

"1963. Thich Quang Duc, the Buddhist priest in Southern Vietnam, burns himself to death protesting the government’s torture policy against priests. Thich Quang Dug never made a sound or moved while he was burning."

http://vinpon.wordpress.com/2007/04/03/
some-of-the-most-powerful-images-from-
around-the-world/?referer=sphere_related_content/

Aufruf: 14.08.2009

 
       

Philip Gülland

 

© Browne/AP
© Browne/AP; "Er geht in sich, reißt ein Streichholz an und steht in Flammen.
Allein das Gesicht des Mönchs verrät die unfassbaren Qualen"

Saigon im Sommer 1963: Das Regime des von den USA gestützten südvietnamesischen Präsidenten Ngo Dhin Diem hält sich mit Verhaftungen und Hinrichtungen an der Macht. Buddhistische Mönche kämpfen um ihr Recht - friedlich, aber bis zum Äußersten.
Thich Quang Duc meditiert. Flammen schlagen aus seiner safranfarbenen Mönchsrobe, auch der Asphalt rund um den sitzenden Buddhisten brennt. Neben dem Meditierenden steht der leere Kanister, hinter einer viertürigen Limousine mit offener Motorhaube im Hintergrund drängen sich zahllose Schaulustige mit fassungslosen Mienen sowie traurig-gelassen schauende Mönche. Zwei Glaubensbrüder haben ihn auf einer belebten Kreuzung im Herzen Saigons mit Benzin übergossen, nachdem er sich dort im Lotussitz niedergelassen hatte. Er geht in sich, reißt ein Streichholz an und steht in Flammen. Still und regungslos, allein sein Gesicht verrät die unfassbaren Qualen des Mönchs. Quang Duc hat die äußerste Form des Protests gewählt. Durch seinen Tod will er die Unrechtsherrschaft des Diem Regimes und seinen Umgang mit den Buddhisten anprangern. Sein Freitod im Juni 1963 wird tatsächlich viel bewegen.

Einer der fassungslosen Zeugen ist AP-Korrespondent Malcolm Browne. Nach einem Sommer voller Demonstrationen hätten viele Journalisten die Proteste nicht mehr ernst genommen, sagt Browne später. „Ich habe geahnt, dass früher oder später etwas passieren würde. Nach allem, was ich über Buddhismus in Vietnam wusste, war mir klar, dass das ernstzunehmen war.”

Schluchzende Zuschauer
Browne verbringt viel Zeit in Saigons Hauptpagode und freundet sich mit den Mönchen an. Dass er ihre Küche schätzt, ist bald kein Geheimnis mehr. „Ganz abseits des reinen Nachrichtenwertes war ich aufrichtig an dem interessiert, was sie taten.” Ein bestimmter Mönch habe ihn oft angerufen, um geplante Aktionen anzukündigen, erzählt Browne im Rückblick. „Eines Abends riet er mir, am nächsten Morgen um sieben zur Pagode zu kommen. Etwas besonderes und sehr wichtiges würde dort passieren.” Ein halbes Dutzend andere Korrespondenten erhält die gleiche Nachricht. Doch sind Browne und Autor David Halberstam von der New York Times die Einzigen, die tatsächlich erscheinen.

„Hinter mir konnte ich das Schluchzen der Vietnamesen vernehmen, die sich nun zusammenfanden. Ich war zu erschüttert, um zu weinen, zu durcheinander, um mir Notizen zu machen oder Fragen zu stellen, sogar zu bestürzt, um überhaupt zu denken”, erinnert sich Halberstam. „Während er brannte, bewegte er keinen einzigen Muskel, gab keinen Laut von sich und bildete damit durch seine sichtliche Gefasstheit einen scharfen Gegensatz zu den klagenden Leuten um ihn herum.” Browne wird als einziger Fotograf Zeuge des unfassbaren Ereignisses. „Ich habe vermutlich sechs bis acht Kleinbildfilme belichtet”, sagt er. Die Aktion sei von den Buddhisten eindeutig inszeniert worden, um ein politisches Ziel zu erreichen, aber die menschliche Dimension des ganzen sei erschreckend gewesen. „Er hat nicht geschrien, nichts gerufen, nur still da gesessen. Aber sein Gesicht verriet, dass er gerade Höllenqualen durchmachen musste. Er starb, daran gab es keinen Zweifel”, berichtet Browne.

Ein Bild, viele Interpretationen
Das Bild von Quang Ducs kompromisslosem Protest geht um die Welt, der brennende Mönch dominiert die Titelseiten und lässt kaum jemanden unberührt. Viele Amerikaner sehen in Quang Duc einen Märtyrer, der für die gerechte Sache starb. Sie empören sich über das von John F. Kennedy und der US-Regierung gestützte Regime von Präsident Diem und fordern dessen Sturz. China und Nordvietnam schätzen den Propagandawert der Aufnahme. Ihre Lesart: „Ein buddhistischer Priester wendet sich gegen den US-Imperialismus und seinen Einfluss in Vietnam.” Bei aller Vielfalt der Wertungen ist die Wirkung des Bildes eindeutig: Kennedy, auf dessen Schreibtisch im Oval Office das Foto über einem Zeitungstitel prangt, führt ein Gespräch mit dem zukünftigen US-Botschafter in Saigon, Henry Cabot Lodge. Die Worte des Präsidenten: „Das muss aufhören!” Das Ende amerikanischer Unterstützung für das Diem-Regime ist damit besiegelt. Diem wird wenige Monate später gestürzt.

Browne sieht sein als Pressefoto des Jahres 1963 ausgezeichnetes Bild mit gemischten Gefühlen: „Wie das so ist, sind schockierende Bilder schwer zu schlagen. Das ist nichts, worauf ich besonders stolz wäre.” Die Selbstverbrennung habe er nicht verhindern können, erklärt der Journalist später. Rund 200 Mönche hätten ihn sofort davon abgehalten. „Aber in den folgenden Jahren habe ich immer wieder das nagende Gefühl gehabt, für seinen Tod mitverantwortlich zu sein. Quang Duc und die anderen Mönche hätten das vermutlich nicht getan, wenn niemand dagewesen wäre um ihre Geschichte in die Welt zu tragen. Darum ging es ihnen - so sehr schockieren, dass wirklich jeder die Gründe ihrer Demonstrationen begreift. Und das haben sie dann auch getan.”

http://www.stern.de/unterhaltung/fotografie/:
Ein-Bild-Geschichte-Protest-Todesfolge/643080.html

Aufruf: 14.08.2009

 
       

Malcolm W. Browne
1963

 

Browne's Photograph of a Saigon Monk's Self-Immolation

Because of what I knew of the Buddhist tradition in Vietnam, I realized that it had to be taken seriously. So while other correspondents got tired of the endless Buddhist street demonstrations that were going on all that summer, I stuck with them, because I had the sense that sooner or later something would happen. I became a familiar presence at the main pagoda in Saigon. The monks knew that I appreciated their cuisine. We were friendly. One of them was a Yale graduate, as a matter of fact. And I was sincerely interested in what they were doing, quite aside from the news value of it.
One monk in particular would telephone me in advance the night before something was planned. One night he advised me to come to the pagoda at seven the next morning because something very special and important was going to happen. He sent the same message to half a dozen other American correspondents, but they all ignored it. I did not. That was all.
That morning a Buddhist monk went out and sat down in a main intersection in downtown Saigon. Two of his fellow monks poured gasoline over him, and he set himself on fire and died. I was there, the only western correspondent present and taking pictures. I suppose I took six or eight rolls of 35-millimeter film.
It was clearly theater staged by the Buddhists to achieve a certain political end. At the same time, there was a human element to it that was just horrifying, because the sequence of pictures showed the initial shock of the flames touching his face, and so forth. He never cried out or screamed, but you could see from his expression that he was exposed to intense agony, and that he was dying on the spot — and then, in the end, when the body was rigidly burned, they couldn't stuff him into a casket because he was splayed out in all directions. As shock photography goes, it was hard to beat. It's not something that I'm particularly proud of. If one wants to be gruesome about it, it was a very easy sequence of pictures to take. Work is a great panacea for the horrors of that sort of situation, or of a battle, for that matter. I think combat photographers are very conscious of the idea that the real fear comes later, after they get home and develop their film and have a look at what they were through. Then they are aware that they nearly died.
It was a picture that meant many things to many different people and interests. The Chinese and the North Vietnamese regarded it as a wonderful propaganda picture, and of course they labeled it "A Buddhist priest dies to oppose U.S. imperialism and its influence in Vietnam." In the United States, it was regarded as a picture of a martyr who had died for a worthy cause, and therefore other Americans should support the overthrow of an autocratic Catholic government that had been supported by President Kennedy.
I've been asked a couple times whether I could have prevented the suicide. I could not. There was a phalanx of perhaps two hundred monks and nuns who were ready to block me if I tried to move. A couple of them chucked themselves under the wheels of a fire truck that arrived. But in the years since, I've had this searing feeling of perhaps having in some way contributed to the death of a kind old man who probably would not have done what he did — nor would the monks in general have done what they did — if they had not been assured of the presence of a newsman who could convey the images and experience to the outer world. Because that was the whole point — to produce theater of the horrible so striking that the reasons for the demonstrations would become apparent to everyone. And, of course, they did. The following day, President Kennedy had the photograph on his desk, and he called in Henry Cabot Lodge, who was about to leave for Saigon as U.S. ambassador, and told him, in effect, 'This sort of thing has got to stop.' And that was the beginning of the end of American support for the Ngo Dinh Diem regime.

From Reporting America at War: An Oral History, compiled by Michelle Ferrari, with commentary by James Tobin, published by Hyperion, 2003. Copyright ©, 2003 Goodhue Pictures.

http://www.pbs.org/weta/reportingamericaatwar/
reporters/browne/protests.html

Aufruf: 14.08.2009

 
       

Vietnam-Infothek & Forum
Symbol der Buddhistenkrise 1963
2007

 

„Der 2527. Geburtstag von Buddha, der 8. Mai 1963 markierte den Anfang vom Ende der ‚begrenzten Partnerschaft’ zwischen den USA und Ngo Dinh Diem. In Hue, wo noch Tage zuvor zahlreiche Fahnen mit den Farben des Vatikans zu Ehren des Bruders von Diem, Erzbischof Ngo Dinh Thuc, gehißt worden waren, zogen Buddhisten ihre Flaggen auf, um ihren Religionsstifter angemessen zu feiern. Generell war das Zurschaustellen von Fahnen mit Ausnahme der südvietnamesischen Staatsflagge verboten, doch was den Katholiken nicht verwehrt worden war, wollten sich die Buddhisten nicht nehmen lassen. Diem ... entschloss sich, das Gesetz mit aller Härte durchzusetzen. Seine Elitetruppen feuerten in die Menge, neun Menschen starben.”
In Folge wurden viele Führer der Buddhisten verhaftet. Die Selbstverbrennung des Mönches Thich Quang Duc vor laufenden Kameras auf einer Kreuzung in Saigon, war nur eine von vielen. Studenten schlossen sich dem buddhistischen Widerstand an.

„Madame Nhu, die Gattin Ngo Dinh Nhus, goss Öl ins Feuer, als sie öffentlich das Autodafé als ‚Barbecue’ bezeichnete und jedem Benzin und Streichhölzer versprach, des es Quang Duc gleichtun wollte.
In Folge wurden durch Nhu´s Eliteeinheiten bei einer Razzia 14.000 Studenten, Buddhisten und andere Oppositionelle verhaftet.”

Zitate aus Quelle.: Frey „Geschichte des Vietnamkrieges” Bonn 2002

 
       

Michael Pand
2000

 

Ein amerikanischer Korrespondent und Fotograf, Malcolm W. Browne, war kein zufälliger Augenzeuge dieser Tat sondern wurde, durch eine abends vorher zugeflüsterte Ankündigung einiger Buddhisten: „...am nächsten Tag werde etwas Wichtiges passieren...” zu dem Ort der Selbstverbrennung quasi geladen; er berichtete: „Aus einer Entfernung von etwa 7 Metern konnte ich sehen, wie Thich Quang Duc mit einer leichten Bewegung seiner Hände ein Streichholz anzündete. Er blieb, seine Hände im Schoß gefaltet fast 10 Minuten aufrecht, während sein Fleisch an Kopf und Körper brannte...”

Die geistesgegenwärtig gemachten Fotos des Korrespondenten am Schauplatz der dramatischen Selbstverbrennung und die Tatsache, dass sich in den nächsten Wochen noch vier weitere Mönche auf dieselbe Art und Weise öffentlich in Südvietnam verbrannten, rüttelten damals die amerikanische Öffentlichkeit auf. Der „Vietnamkonflikt” mutierte, mit wenigen Fotos im entscheidenden Augenblick lanciert, zu einem Medienkrieg.

http://www.teleobjektiv.com/Deutsch/artikel/caodai.htm
Aufruf: 14.08.2009

 
       

David Halberstam
Reporter for the New York Times covering the war in Vietnam

  "I was to see that sight again, but once was enough. Flames were coming from a human being; his body was slowly withering and shriveling up, his head blackening and charring. In the air was the smell of burning human flesh; human beings burn surprisingly quickly. Behind me I could hear the sobbing of the Vietnamese who were now gathering. I was too shocked to cry, too confused to take notes or ask questions, too bewildered to even think…. As he burned he never moved a muscle, never uttered a sound, his outward composure in sharp contrast to the wailing people around him."

http://www.digitalhistory.uh.edu/learning_history/
vietnam/vietnam_photography_teacher.cfm
Aufruf: 14.08.2009

 
         

SIGMA XI
The Scientific Research Society
2009

  Malcolm W. Browne, 2002 Honorary Member of The Scientific Research Society

Science reporter and war correspondent Malcolm W. Browne of The New York Times started his career working in a chemistry lab. But not long after graduating, the outbreak of the Korean War put him on the road to journalism when he joined the army and was assigned to write for Pacific Stars and Stripes. He came home determined to pursue this new career. While working for the Associated Press in 1964, his reporting from Vietnam won him a Pulitzer Prize. Browne joined the Times in 1968 as a foreign correspondent, and later became a science reporter. He left for several years to serve as a senior editor for Discover magazine, returning to the Times science department in 1985. The Gulf War saw him at the front once again as a war correspondent, but for the most part, science has been his primary beat. Browne spent a year in New York as the Edward R. Murrow Fellow of the Council on Foreign Relations. The recipient of an Overseas Press Club Award and a George Polk Memorial Award, he is the author of an engaging autobiography, Muddy Boots and Red Socks. In 1992, the American Chemical Society presented him its Grady-Stack Award for Interpreting Chemistry for the Public.

https://www.sigmaxi.org/programs/prizes-awards/honorary-membership/award-winner/malcolm-w.-browne
Aufruf: 14.08.2009

 
       

John Updike
Ehepaare
Reinbek bei Hamburg
2009

 

„…, der Juni war ein so sensationsträchtiger Monat gewesen: Papst Johannes war gestorben, Quang Duc hatte sich als Brandopfer dargebracht, Valentina Tereschkowa war als erste Frau in den Weltraum vorgestoßen, John Profumo war zurückgetreten, in den staatlichen Schulen Amerikas war das Vaterunser abgeschafft worden.”

 
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