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Vermeer IV
(Lockerbie)
2003

 
Vermeer IV (Lockerbie)

Walter Stach

DE EN

 

Sebastian Borger aus London
Ermittlungen 25 Jahre nach Anschlag über Lockerbie
DER STANDARD
21.12.2013


 
Eine Bombe hatte am 21. Dezember 1988 den PanAm-Jumbo
Maid of the Seas zerrissen.
Foto: martin cleaver, file/ap/dapd

Mit 270 Toten war die Explosion eines Jumbo-Jets über der schottischen Ortschaft Lockerbie der schlimmste Terroranschlag in Großbritannien. Obwohl es eine Verurteilung gab, sollen ein Vierteljahrhundert später libysche Polizisten bei der Klärung helfen.

An diesem Samstagabend kommen die Hinterbliebenen wieder zusammen und begehen den 25. Jahrestag des schlimmsten Terroranschlags in der britischen Geschichte: auf dem US-Nationalfriedhof in Arlington, in Londons Westminster Abbey und natürlich in dem schottischen Marktflecken Lockerbie selbst - dort, wo am 21. Dezember 1988 um 19.03 Uhr Ortszeit ein heller Lichtschein am Himmel erschien.

Eine Bombe hatte den PanAm-Jumbo Maid of the Seas zerrissen; Wrack- und Leichenteile landeten verstreut über mehrere Quadratkilometer, der größte Rumpfteil mitten im Städtchen, wo eine Häuserzeile am Sherwood Crescent in Flammen aufging. Alle 259 Menschen an Bord sowie elf Bewohner aus Lockerbie kamen ums Leben.

Lebenslange Haft für Megrahi
Die britischen und amerikanischen Ermittler nahmen zunächst den Iran als Drahtzieher und Palästinenser als Helfer ins Visier, präsentierten später zwei libysche Geheimdienstagenten als Täter. 1999 lieferte Libyen das Duo an ein Gericht aus und zahlte den Hinterbliebenen rund zwei Milliarden Dollar Entschädigung.

Während der Mitangeklagte freikam, verurteilte das Gericht Abdelbaset Ali Megrahi zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Die Begnadigung des an Krebs Erkrankten im Sommer 2009 führte zu diplomatischer Verstimmung zwischen der schottischen Regionalregierung und den USA, Megrahi starb im vergangenen Jahr.

Die neue Regierung hat nun zwei Strafverfolger abgestellt, die das weiterhin anhängige Ermittlungsverfahren des schottischen Generalstaatsanwalts, Frank Mulholland, unterstützen sollen. Schließlich gebe es noch „andere mit Blut an den Händen”, glaubt Mulholland und hofft auf die Überführung von Hintermännern und Auftraggebern Megrahis.

„Ehrliche Aufklärung”
In eine andere Richtung weist eine Gruppe britischer Angehöriger um den pensionierten Arzt Jim Swire. 2014 will sich Swire an die schottische Behörde zur Untersuchung fehlerhafter Gerichtsurteile wenden. Es müsse eine „ehrliche Aufklärung geben, findet Swire, dessen knapp 24-jährige Tochter Flora bei dem Anschlag ermordet wurde.
Unabhängige UN-Beobachter wie der Präsident der International Progress Organization IPO und Innsbrucker Professor für politische Philosophie, Hans Köchler, hatten die Verurteilung Megrahis von Anfang an in Zweifel gezogen und andere Täter vermutet. Der Libyer selbst hatte bis zu seiner Begnadigung seine Unschuld beteuert und ein Revisionsverfahren betrieben.

Für viele Angehörige hat die längste Nacht des Jahres 1988 nie geendet. „Wir weinen um ihn bis zum heutigen Tag”, sagt Jack Flynn in einer neuen ITV-Dokumentation über seinen toten Sohn John Patrick. Neben ihm sitzt seine Frau Kathleen und nickt schweigend.

 
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